Ratgeber

Mutter und Kind perfekt versorgt
Mit Vitaminen und Nährstoffen
Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.
Nicht für Zwei essen
Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt.
Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:
- Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.
- Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden.
Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor.
Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich.
Hinweis: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden.
Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber.
Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte.
Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird.
Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:
Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.
- Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.
- Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.
- Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen.
Hinweis: Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören.
Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig
Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht.
Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.
Hinweis: Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt.
Ein heißes Eisen …
Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen.
Tipp: Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht.
Die Sorge um das Sehvermögen
Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von > 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten.
Hinweis: Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten.
Vitamin D
Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen.
Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel.
Ohne Fleisch und ohne Käse …
Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden.
Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021

Was hilft durch die Wechseljahre?
Hormone, Soja, Sport oder Yoga
Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.
Prä, Post oder Peri?
Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:
- Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
- Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
- Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.
Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.
Beschwerden weisen den Weg
Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.
Weitere typische Beschwerden sind:
- vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
- Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
- Libidoverlust
- urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
- vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
- langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.
Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.
Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).
Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.
Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?
Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.
Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.
Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.
Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Hormontherapie — das sollte man wissen
Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).
Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.
Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.
Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.
Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:
- Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
- Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
- Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
- Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.
Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.
Was können Pflanzen?
Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.
Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.
Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.
Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?
Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.
Beschwerden untenrum angehen
Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:
- Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.
- Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
- Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.
Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
Was kann man sonst noch tun?
Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.
Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.
Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.
Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Erste Hilfe bei Verbrennungen
Retten, kühlen, Schwere abschätzen
Ob spritzendes Fett, umgeschütteter Tee oder die Stichflamme aus dem Gartengrill — Verbrennungen sind häufige Alltagsverletzungen. Lesen Sie im aktuellen Ratgeber, wann und wie Sie kleine Verbrennungen und Verbrühungen selbst behandeln können, warum Kühlen nicht immer erlaubt ist und welche Brandwunden unbedingt in der Arztpraxis versorgt werden müssen.
Brandgefährliches Zuhause
Fast zwei Drittel der Brandverletzungen geschehen im häuslichen Umfeld. Ist feuchte Hitze die Ursache, spricht man von Verbrühungen, bei trockener Hitze von Verbrennungen. Typische Verbrühungen entstehen beispielsweise durch
- kochendes oder siedendes Wasser
- heißen Wasserdampf
- heißen Tee oder Kaffee
- siedendes Öl aus einer Fritteuse oder der Pfanne.
Verbrennungen mit trockener Hitze werden dagegen verursacht durch
- Feuer, zum Beispiel im Grill oder im Kamin
- Kontakt mit heißen Gegenständen wir Herdplatte, Backblech, Bügeleisen oder zu heiß befüllter Wärmflasche
- Strom, Explosionen
- starke Sonneneinstrahlung (Sonnenbrand).
Schaden beurteilen
Je nach Höhe der Temperatur und Dauer der Einwirkung reichen die Schäden bei einer Brandverletzung von einer harmlosen kleinen Rötung bis zur Verkohlung der Haut. Zum Einschätzen der Schwere von gibt es zwei Kriterien: Die Tiefe der Brandwunde und das Ausmaß der betroffenen Körperoberfläche.
Die Tiefenausdehnung der Brandwunde trägt entscheidend dazu bei, wie gut die Haut nach der Verletzung wieder heilen kann. Sie wird in 5 Schweregrade eingeteilt:
- Schweregrad 1: Betroffen ist hier nur die oberste Hautschicht (Oberhaut, Epidermis). Die Haut ist gerötet, geschwollen, empfindlich für Berührungen und schmerzt oft stark. Brandwunden dieses Schweregrads verheilen meist folgenlos innerhalb einer Woche.
- Schweregrad 2a: Hier reicht der Schaden schon bis in die oberflächliche Lederhaut (Dermis). Es bilden sich Blasen, der Wundgrund ist rosa, die Haare sind aber noch fest in der Haut verankert. Es bestehen starke Schmerzen. Beim Abheilen bleiben manchmal Narben zurück.
- Schweregrad 2b. Auch hier zeigen sich Blasen, aber der Wundgrund ist blasser und die Haare lassen sich leicht entfernen. Die Schmerzen sind weniger stark ausgeprägt, weil die örtlichen Schmerzfasern geschädigt sind. Brandwunden mit Schweregrad 2b heilen gewöhnlich unter Narbenbildung ab.
- Schweregrad 3. Hier ist die komplette Lederhaut verbrannt, der Wundgrund ist trocken, lederartig und es sind keine Haare mehr vorhanden. Schmerzen bestehen keine. In diesem wie im nachfolgenden Schweregrad ist in der Regel eine operative Behandlung, häufig sogar eine Hauttransplantation erforderlich.
- Schweregrad 4. Die Haut ist verkohlt, es bestehen keine Schmerzen. Neben Oberhaut und Lederhaut sind Unterhautfettgewebe, aber auch Muskeln, Faszien und Knochen betroffen.
Bei Erwachsenen hat sich zum Abschätzen der betroffenen Körperoberfläche die Neunerregel bewährt. Kopf und Hals nehmen 9% der Körperoberfläche ein, die Arme jeweils 9%, der komplette Rumpf 36%, die Beine jeweils 18% und das Genital 1 %. Kinder haben hingegen andere Körperproportionen. Kopf oder Bein entsprechen bei 5-Jährigen 14 bzw. 16% der Körperoberfläche, bei Einjährigen 18 bzw. 14%. Je mehr Haut von der Verbrennung betroffen ist, desto gefährlicher ist sie. Bei Erwachsenen besteht ab 15% verbrannter Körperoberfläche Lebensgefahr, bei Kindern ab 8%.
Bei großflächiger Zerstörung der Haut hat der ganze Organismus zu kämpfen. Durch die Verletzung der Blutgefäße treten Flüssigkeit und Eiweiße aus, es drohen Kreislaufstörungen bis hin zum Schock. Weil dann auch die Durchblutung der Nieren stark abnimmt, ist sogar ein Nierenversagen möglich.
Hinweis: Tiefe Brandschäden führen oft zur Zerstörung von Nerven, Talg- und Schweißdrüsen. In den betroffenen Bereichen sind deswegen häufig die Rückfettung der Haut, die Wundheilung und die Regulierung der Temperatur beeinträchtigt. Außerdem erhöht sich das Risiko für eine bösartige Entartung der Hautzellen.
Gleich in die Arztpraxis?
Ob eine Verbrennung oder Verbrühung selbst behandelt werden kann, hängt von ihrem Ausmaß ab. Und davon, wer betroffen ist. Bei kleinen, oberflächlichen Verbrennungen vom Schweregrad 1 ist bei älteren Kindern und Erwachsenen die Selbstmedikation erlaubt. Eine ärztliche Behandlung ist erforderlich
- bei Blasenbildung der Haut
- bei weiß aussehenden Brandwunden, schmerzlosen Brandwunden
- wenn Rauch eingeatmet wurde
- bei bewusstlosen Brandopfern
- bei Verbrennungen von Gesicht oder Intimbereich
- wenn sich zunächst einfache Brandwunden infizieren.
Hinweis: Bei Verbrennungen oder Verbrühungen von Kleinkindern oder Säuglingen ist immer eine Ärzt*in aufzusuchen.
Verbrannt — und nun?
Im Falle eines Falles gilt es, schnell mit den geeigneten Sofortmaßnahmen zu beginnen. Dazu gehören
- Hitzeeinwirkung stoppen. Kleiderbrände mit (schwer entflammbarer!) Decke, Feuerlöscher oder Wasser löschen, verbrühte Kleidung und Schmuck sofort entfernen. Sind Stoffanteile schon mit der Haut verbacken, Kleidung anlassen oder mit einer Schere umschneiden, keinesfalls abreißen.
- Kühlen. Sofortiges Kühlen senkt die oft extremen Schmerzen. Verwendet wird dazu fließendes Leitungswasser von etwa 20° C. Wichtig: Kühlen ist nur bei kleinflächigen Verbrennungen (bis zu einer Handfläche) erlaubt, bei ausgedehnter Wässerung droht der ganze Körper auszukühlen. Eis oder Coolpacks dürfen keinesfalls auf die Brandwunde, sie schädigen das Gewebe zusätzlich.
- Abdecken. Bei größerflächigen Brandwunden wird nicht gekühlt, sondern die Wunde steril abgedeckt. Dazu eignen sich spezielle metallbeschichtete Brandtücher, die locker fixiert werden. Sind die nicht zur Hand, können sterile Tücher aus dem Verbandskasten verwendet werden.
- Warmhalten. Bei großflächigen Brandwunden verliert der Körper über die Brandwunde Wärme, es droht die Auskühlung. Bis der Rettungsdienst eintrifft, halten (Rettungs)decken das Brandopfer warm.
Hinweis: Bei Kindern dürfen allenfalls Arm oder Bein gekühlt werden, da der kleine Körper sonst zu leicht auskühlt. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist das Kühlen aus dem gleichen Grund absolut tabu!
So geht´s weiter nach den Sofortmaßnahmen
Zum Glück sind viele Brandverletzungen so harmlos (also nur Schweregrad 1), dass sie zu Hause in Eigenregie behandelt werden können. Nach dem Kühlen wirken spezielle Brandgele schmerzlindernd und unterstützen die Wundheilung. Beispiele sind Brand- und Wundgel Medice®, Antiseptische Wund + Brand Creme oder Combudoron® Gel. Wie dick das Gel aufzutragen ist, unterscheidet sich je nach Präparat und ist dem jeweiligen Beipackzettel zu entnehmen. Im Zweifel gibt es Rat in der Apotheke.
Sind die Schmerzen stark, spricht nichts gegen orale Schmerzmedikamente, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin® Tabletten oder ASS-ratiopharm Tabletten) oder Ibuprofen (zum Beispiel Nurofen® oder Ibuprofen Heumann).
Brandwunden ab dem Schweregrad 2 müssen in der Arztpraxis versorgt werden. Für Wundreinigung und -desinfektion steht eine Vielzahl von Verbandsmaterialien und Wundmanagementsystemen zur Auswahl.
- Preiswerteste Variante sind konventionelle Wundauflagen, beispielsweise mit Vaseline oder Paraffin beschichtete Gaze (zum Beispiel Jelonet® oder Lomatuell®). Ihr Nachteil ist, dass sie bei geringer Wundflüssigkeit mit der Wunde verkleben können. Alternative sind Gewirke mit Öl/Wasser-Imprägnierungen wie zum Beispiel Adaptic® oder Atrauman®.
- Hydroaktive Wundauflagen verhindern, dass die Wunde austrocknet und können über mehrere Tage auf der Wunde bleiben. Zu den Hydrokolloiden gehören beispielsweise Urgotül®, Varihesive®E oder Suprasorb®H. In Form von Hydrogelen haben sie einen leicht kühlenden Effekt (zum Beispiel Nobagel® oder Suprasorb® G). Hydroaktive Wundauflagen sind entweder mit einem Pflaster oder mit einer Mullbinde zu befestigen. Ausnahmen sind spezielle Kompressen, die einen klebenden Fixierrand haben, wie beispielsweise Dermaplast® Medical Brandwunden oder Ratioline® protect Gelpflaster.
- Transparente Folienverbände eignen sich nur für geringfügige Verbrennungen. Ihr Vorteil ist, dass die Wunde gut kontrolliert werden kann, außerdem sind sie keim- und wasserdicht und lassen Luft austreten. Zum Abziehen müssen die Folien vorsichtig angehoben und gedehnt werden.
Hinweis: Tragen Sie keinesfalls Puder, Öle oder andere Hausmittel auf die Brandwunde auf. Denn dadurch drohen nicht nur Infektionen, auch die Wundheilung wird gestört. Brandblasen — auch kleine — gehören in ärztliche Behandlung und dürfen nicht von Ihnen aufgestochen werden.
Nach dem Abheilen heißt es: Pflegen
Ist die Wunde komplett verschlossen, profitiert die Haut von einer Extra-Pflege – das gilt besonders, weil die Haut bei und nach Brandwunden oft sehr stark juckt. Zum Beispiel Dexpanthenol-haltige Produkte steigern den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Sie sorgen dafür, dass die Haut nicht spannt und juckt. Besonders einfach auftragen lässt sich der Wirkstoff mit feuchtigkeitsspendenden Sprays (zum Beispiel Bepanthen® kühlendes Schaumspray oder Panthenol® Spray).
In manchen Fällen leiden Betroffene trotz guter Pflege noch jahrelang unter Juckreiz. Lokal aufzutragende Präparate wie Salben oder Gele zeigen dann meist wenig Wirkung. Häufig helfen dann oral einzunehmende Medikamente Antihistaminika wie etwa Cetirizin (zum Beispiel Zyrtec® oder Cetirizin Vividrin) oder antiepileptische Wirkstoffe wie Gabapentin (zum Beispiel Neurontin® oder Gabapentin AbZ).
Vorbeugen ist besser als heilen
Brandverletzungen lassen sich im Alltag nicht 100%ig vermeiden. Einige Vorsichtsmaßnahmen helfen aber, das Risiko klein zu halten:
- Kinder in der Nähe von Kaminen, Grillgeräten oder brennenden Kerzen immer beaufsichtigen. Bei Kleinkindern besser auf offenes Feuer und echte Kerzen verzichten.
- Kein kochendes Wasser in Wärmeflaschen füllen. Zur Vorsicht Wärmeflaschen immer noch einmal in ein Tuch wickeln, um direkten Hautkontakt zu vermeiden.
- Sind Kinder im Haushalt, besser keine herunterhängenden Tischdecken verwenden, wenn auf dem Tisch heiße Speisen oder Getränke stehen. Heißes Essen oder Getränke immer für Kinder unerreichbar in der Mitte des Tischs platzieren.
- Bei Herden mit Herdplatten eine Umrandung installieren, damit Kinder keine Töpfe vom Herd ziehen können.
- Keine heißen Speisen oder Getränke zu sich nehmen, wenn ein Kind auf dem Schoß sitzt.
- Beim Grillen auf ungeeignete Brandbeschleuniger verzichten.
Quellen: Ines Winterhagen, DAZ 2020, Nr. 23; www.drk.de

Was hilft bei Hämorrhoiden?
Wenn´s hinten schmerzt und juckt
Jucken und Brennen am After, Schmerzen beim Stuhlgang und Blutspuren am Toilettenpapier — das kennen viele Deutsche. Dahinter können von Analfissuren bis hin zum Darmkrebs allerhand Erkrankungen stecken, oft sind jedoch vergrößerte Hämorrhoiden schuld. Erfahren Sie im aktuellen Ratgeber, wie Sie sich mit Sitzbädern, Salben und Analtampons selbst helfen können und bei welchen Beschwerden die Ärzt*in aufzusuchen ist.
Häufig, aber tabu
Etwa 4% der Bevölkerung begeben sich jährlich wegen eines Hämorrhoidalleidens in ärztliche Behandlung. Doch weil das Jucken und Brennen am After vielen Menschen peinlich ist, sind Hämorrhoiden immer noch ein Tabuthema und die Dunkelziffer der Betroffenen ist hoch: Expert*innen schätzen, dass die Hälfte der Deutschen im Laufe ihres Lebens darunter leidet.
Was steckt eigentlich hinter den „Hämorrhoiden“?
Im Grunde genommen hat jeder Mensch Hämorrhoiden: Im anatomischen Sinn handelt es sich dabei nämlich um die Gefäßpolster, die als ringförmiger Schwellkörper dem Feinverschluss des Afters dienen. Beschwerden machen sie erst, wenn sie vergrößert sind. Dann spricht man von einem Hämorrhoidalleiden — abgekürzt oft „Hämorrhoiden“ genannt. Dabei sind die Gefäßpolster häufig nicht nur vergrößert, sie bilden auch einzelne oder mehrere Knoten, die platzen (und bluten) und aus dem After hervortreten können. Im fortgeschrittenen Stadium ist zudem der innere Verschluss des Afters so geschädigt, dass Darmgase und Stuhl unkontrolliert abgehen.
Je nach Ausmaß der Veränderungen teilt man das Hämorrhoidalleiden in 4 Stadien ein: Bei Grad 1 sind die Gefäßpolster vergrößert. Bei Grad 2 werden sie während des Pressens beim Stuhlgang vorübergehend aus dem After gedrückt, ziehen sich aber von selbst zurück. Grad 3 bedeutet, dass die vorgefallenen Hämorrhoiden manuell wieder in den Anus zurückgeschoben werden müssen, bei Hämorrhoiden Grad 4 ist dies nicht mehr möglich, die Gefäßknoten befinden sich permanent außerhalb des Analkanals.
Ursachen noch unklar
Warum sich die Hämorrhoiden vergrößern, ist nach wie vor unklar. Auf jeden Fall eine Rolle spielen die elastischen und muskulären Fasern der Gefäße, die beim Hämorrhoidalleiden geschädigt sind. Als Ursache dafür kommen folgende Faktoren in Frage:
- angeborene Bindegewebsschwäche
- degenerative (altersbedingte) oder entzündliche Veränderungen des Bindegewebes
- starkes Pressen bei chronischer Verstopfung und zu hartem Stuhl, Ernährung mit zu wenig Ballaststoffen
- häufiger Durchfall und zu weicher oder flüssiger Stuhl (weil die Gefäßpolster dann ständig aktiv den Stuhl zurückhalten müssen und sich so nicht ausreichend entspannen können), Missbrauch von Abführmitteln
- Übergewicht, Schwangerschaft (weil jedes Kilo mehr den Beckenboden belastet, wodurch sich auch die Blutgefäße im Analbereich erweitern
- Bewegungsmangel, sitzende Tätigkeit (weil sie eine begünstigen Verstopfung begünstigen)
- erhöhter Alkoholkonsum (weil Alkohol die Gefäße auch im Analbereich erweitert , d.h. auch die Hämorrhoiden).
Beschwerden immer abklären lassen!
Die schmerzlose Blutung tritt in allen Stadien auf. Sie entsteht durch das Platzen eines Gefäßknotens, aus dem sich hellrotes, also arterielles Blut entleert. So lassen sich auch die Blutspuren am Toilettenpapier oder tropfende Blutungen aus dem After erklären. Häufig sind auch Schleimabsonderungen aus dem After, sie führen durch die dauerhafte Schleimhautreizung zu Juckreiz und Brennen am After. Ab Stadium 3 drohen zudem Stuhlschmieren mit Spuren in der Unterwäsche, weil der Stuhl nicht mehr komplett zurückgehalten werden kann.
Schmerzen treten erst in späteren Stadien auf. Sie entstehen oft durch begleitende kleine Risse in der Analschleimhaut oder durch Thrombosen in den Gefäßknoten. Dann können sich die Knoten auch als Fremdkörpergefühl oder Gefühl der nicht vollständigen Darmentleerung bemerkbar machen.
All diese Beschwerden sind unspezifisch und können Hinweise auf andere Erkrankungen sein. Da diese von der harmlosen Analfissur bis hin zum Darmkrebs reichen, ist von einer Selbstdiagnose dringend abzuraten.
Hinweis: Ob hellrot oder dunkelrot, ob viel Blut oder nur Spuren am Toilettenpapier: Jeder Blutabgang über den After muss von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden!
Mehr Bewegung für Darm und Mensch
Weniger Sitzen, mehr Bewegung und das Übergewicht reduzieren: Das sind die Maßnahmen, die beim Hämorrhoidalleiden begleitend empfohlen werden. Ob sie helfen, ist ungewiss, da keine ausreichenden Studien dazu vorliegen. Auch eine Ernährungsumstellung soll unterstützend wirken: Mehr Ballaststoffe machen harten Stuhl weicher und starkes Pressen überflüssig, was wiederum das Blutungsrisiko beim Stuhlgang reduziert.
Tipp: Bei zu hartem Stuhl empfehlen sich indische Flohsamenschalen. Die erforderliche Dosis ist individuell unterschiedlich. Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten, wie Sie dieses pflanzliche Mittel am besten anwenden.
Von betäuben bis gerben
In frühen Stadien (1 und 2) ist eine konservative Therapie mit lokalen Wirkstoffen möglich. In manchen Fällen bilden sich die vergrößerten Hämorrhoiden so zurück. Auch in Stadium 3 und 4 kommen lokale Therapeutika ärztlich verordnet zum Einsatz, zum Beispiel beim Warten auf eine Operation.
- Betäubende Wirkstoffe. Hier werden vor allem Lidocain (z. B. in Posterisan® akut Salbe mit Analdehner oder Posterisan akut Zäpfchen) und Quinisocain (z. B. in Haenal® akut Creme) empfohlen. Beide Wirkstoffe sind rezeptfrei erhältlich. Die Cremes und Salben dürfen jedoch nur wenige Tage (z. B. bis zum Arztbesuch) in Selbstmedikation eingesetzt werden, Zäpfchen bis zu 6 Wochen. In der Stillzeit sind beide Wirkstoffe verboten, in der Schwangerschaft sollen sie nur nach Absprache mit Ärztin oder Arzt verwendet werden. Auch bei Cinchocain ist die Anwendung auf eine Woche beschränkt , es ist rezeptpflichtig als Salbe, Analtampon und Zäpfchen erhältlich (zum Beispiel DoloPosterine®N).
- Gerbstoffe. Gerbstoffe helfen bei äußeren Beschwerden wie Juckreiz und Brennen. Sie kommen als Sitzbäder und Salben zum Einsatz, typische Vertreter sind basisches Bismutgallat (plus sekretbindendes Titanoxid oder Zinkoxid), zum Beispiel in Mastu® Salbe oder Zäpfchen oder Eulatin NH Salbe. Auch Hamamelis-Extrakte wirken gerbend, sie sind zum Beispiel in Faktu® lind Salbe mit Hamamelis oder Haenal® Hamamelis Zäpfchen enthalten. Sitzbäder und Umschläge lassen sich zum Beispiel aus Tannosynt® flüssig Lösung oder Tannolact® Badezusatz herstellen. Ob Gerbstoffe in Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden dürfen, ist individuell mit der Ärztin oder dem Arzt abzuklären.
- Kortison. Gegen starke Entzündungen und Schmerzen verschreiben die Ärztin oder der Arzt in Ausnahmefällen lokale Mittel, die neben dem betäubenden Lidocain auch Kortison enthalten (zum Beispiel Doloproct® Rektalcreme oder Doloproct® Zäpfchen). Diese dürfen höchstens zwei Wochen angewendet werden, da sie zu einem Abbau der analen Schleimhaut führen können und außerdem die Infektion mit Pilzen im Darm begünstigen.
Hinweis: Wer rektale Wirkstoffe anwendet, muss beim Analverkehr vorsichtig sein: Die Reißfestigkeit von Kondomen ist dann nicht mehr gewährleistet.
Salbe, Zäpfchen oder Sitzbad?
Um die lindernden Wirkstoffe an den Wirkort zu bringen, gibt es verschiedene Darreichungsformen, die jeweils Vor- und Nachteile haben.
- Salben. Sie sind vor allem für den äußeren Analbereich praktisch. Wenn sie allerdings die im Analkanal liegenden Hämorrhoiden erreichen sollen, müssen sie mit einem Applikator und/oder einem Analdehner verabreicht werden.
- Zäpfchen. Sie sind praktisch anzuwenden, rutschen aber nach Verabreichung an den Hämorrhoiden vorbei und in den Enddarm. Auf diese Weise gelangen die Wirkstoffe nur kurzfristig beim Stuhlgang an die Gefäßpolster, weshalb die Wirkung von Zäpfchen oft gering ist.
- Analtampons. Analtampons werden mit Hilfe eines Mullstreifens im Analkanal fixiert und wirken deshalb direkt am Ort des Geschehens. Ihr Nachteil ist das Fremdkörpergefühl, das sie während der Einwirkungsdauer verursachen.
- Sitzbäder und Umschläge. Sie wirken nur an der äußeren Haut rund um den After. Auf die im Analkanal liegenden Hämorrhoiden haben sie keinen Einfluss.
Tipp: Bei der Anwendung lokaler Wirkstoffe fließen häufig Sekrete aus dem Anus ab. Zum Auffangen eignen sich Analvorlagen oder atmungsaktive Slipeinlagen, die Sie in der Apotheke erhalten.
Was macht die Ärztin oder der Arzt?
Die ärztlichen Behandlungsmethoden werden in sogenannte interventionelle und operative Verfahren unterteilt. Zu den Ersteren gehören die Sklerosierung und die Gummibandligatur, beide Verfahren sind ambulant möglich.
- Bei der Sklerosierung wird ein Verödungsmittel in die Gefäßpolster gespritzt, wodurch diese im oberen Teil des Analkanals fixiert werden. Die Sklerosierung kommt vor allem in Stadium 1 und 2 zum Einsatz. Nachteil ist die recht hohe Rückfallquote.
- Bei der Gummibandligatur wird das Hämorrhoidalgewebe mit einem Gummiband abgebunden, sodass die vergrößerten Hämorrhoiden absterben und abfallen. Hier ist die Rückfallquote niedriger.
In Stadium 3 und 4 muss operiert werden, in der Regel erfolgt dies stationär. Je nach Ausmaß und Lage der Hämorrhoiden gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten. So können die Hämorrhoiden beispielsweise komplett mit einem Skalpell oder einem Laser entfernt werden. Diese Operation heißt Hämorrhoidektomie.
Ein neueres Verfahren ist die Stapler-Operation, bei der die Hämorrhoiden mit Hilfe eines Klammernahtgerätes (Stapler) „geliftet“ und an ihrer ursprünglichen Position an die Analkanalschleimhaut angeklammert werden. Die Prognose ist bei allen Verfahren gut, manchmal kann es jedoch zu Rückfällen und erneuten Hämorrhoidalbeschwerden kommen.
Quellen: Katrin Krämer, DAZ 2020, Nr. 16, S. 54; www.internisten-im-netz.de